Eine Woche lang konnte man signierte oder nachlassgestempelte Fotodrucke in Museumsqualität für 100 US-Dollar pro Druck kaufen. Eine kurze Rückschau dieser Aktion.
Die kuratierte Auswahl aus Aufnahmen von Magnum-Fotografen aus dem Juli 2021 Square Print Sale steht unter dem Motto „Way for Escape“. Vertreten waren unter anderem Fotografie-Ikonen wie Steve McCurry, Elliot Erwitt, W. Eugene Smith, Martin Parr und viele weitere.
Die Aufnahmen vereint der Drang und die Anziehungskraft des Ausbrechens. Sie kommt zu einer Zeit, in der viele Menschen zu Hause eingesperrt sind oder aufgrund der anhaltenden Pandemie nicht reisen können. Die Serie bringt Bilder zusammen, die die Dinge repräsentieren, in denen wir Trost finden, und zeigen die Art und Weise unserer Fluchten aus verschiedenen Situationen wieder. In einem weiteren Artikel stelle ich die Fotografien vor, die meisten mit interessanten Geschichten zum Entstehungsprozess beziehungsweise den Gedankengängen des Fotografen.
Die „Square Print Sale“-Aktion „Way for Escape“ dauerte von Montag, 12. Juli, 15 Uhr (6AM PST) bis Montag, 19. Juli, 8:59 Uhr (Sonntag, 11:59 PM PST). Ein Bild ist 15.24×15.24 cm (6×6 Zoll) groß, die längste Kante des Drucks 14 cm. Die Bilder werden nicht beschnitten, sondern haben weiße Ränder. Die Bilder in Museumsqualität werden nach dieser Aktion nie wieder in diesem Format verfügbar sein. Der Magnum Square Print Sale findet im Magnum Photos Shop statt: www.magnumphotos.com/shop
Kleine und große Fluchten mit der Fotografie
Für viele Magnum-Fotografen bot ein Projekt die Chance, aus dem Alltag auszubrechen, alles stehen und liegen zu lassen, um sich auf die Suche nach einer Geschichte zu machen. Das Thema Way for Escape zeigt Geschichten von Reisen auf der Suche nach einem äußeren Motiv oder der Suche nach Antworten, die im Inneren liegen.
Inspiriert von russischer Folklore ist die Fotografin Nanna Heitmann den Weg des Flusses Jenissei durch Sibirien gefolgt, um Impressionen von ein Dorf von Altgläubigen, Anhängern der östlich-orthodoxen Kirche aus dem 17. Jahrhundert, einzufangen. Werner Bischofs Fotografie eines Boxenstopps in den USA fängt einen Zeitpunkt kurz vor seiner ersten großen Reise nach Südamerika ein.
Manche Bilder fangen die Verheißung und Vorfreude auf die Reise zu einem neuen Ziel ein, wie in Christopher Andersons Bild, die sonnenbeschienene Fingerspitzen am Fenster eines
Flugzeugs zeigen.
Philippe Halsmans Komposition übersetzt die Leichtigkeit des Reisens in der Luft in
ein Gefühl, wenn der Balletttänzer Edward Vilella durch die Luft springt und dabei die Form eines stehenden Flugzeugs hinter sich spiegelt.
Für viele entsteht Erholung und Erneuerung, wenn sie einfach „rausgehen“, auf die Straße oder mitten in das Leben der Stadt, die Brise im Haar spüren. Danny Lyons Porträt eines Motorradfahrers mit seiner Sozius und Ernest Coles Schnappschuss von zwei Frauen, die 1971 in New York City die Straße entlanggehen, vermitteln die Spontaneität und Freude, die in der bloßen Existenz liegen kann.
Einige dieser Bilder zeigen, wie wir unsere eigenen Heiligtümer konstruieren. Steve McCurry erinnerte sich daran, wie er Frauen in Rajasthan, Indien, einfing, die einen einzigartigen Moment erlebten, während sie inmitten eines Staubsturms ein Gebet für Regen sangen.
Im Gegensatz zu dieser ländlichen Szene zeigt Martin Parrs Foto von einer belebten Rennstrecke in Hongkong eine in die Beobachtung vertiefte Person, die mit Fernglas und Zeitung ausgestattet ist.
Ein weiteres Bild von Cristina De Middel und Bruno Morais zeigt einen jungen Baum, der in ein durchscheinendes Tuch gehüllt ist. Ihr gemeinsames Projekt untersucht die Art und Weise, wie die natürliche Welt und unsere Vorstellung von Flucht als Ganzes für den menschlichen Konsum gestaltet ist.
Während für die einen Flucht Abenteuer bedeutet, ist es für die anderen Ruhe. Elliott Erwitts Bild eines Mannes und eines Jungen, die mit dem Fahrrad eine von Bäumen gesäumte Allee in der Provence, Frankreich, entlangfahren, vermittelt eine gemächliche Friedlichkeit.
Buchtipp: „Found, Not Lost” von Elliot Erwitt – lese die Rezension von Hermann Groeneveld
Die Betrachtung eines friedlichen Ausblicks erzeugt eine innere Ruhe. Ein Beispiel ist, wie in Gregory Halperns Fotografie eines Ölgemäldes in den Sutro Baths in San Francisco, und in Alec Soths Bild genießt Cammy, der Nymphensittich, die Aussicht von ihrem Fenster in Salt Lake City.
Flucht vor Not und Gewalt
Flucht beschwört auch die Orte, Menschen und die damit verbundenen Konflikte herauf, von denen wir uns entfernen wollen. W. Eugene Smiths berühmtester Fotoessay dokumentiert das Leben in Spanien nach dem Bürgerkrieg. Kurz nachdem er sein bekanntes Bild von der Guardia Civil, Francos brutaler Militärpolizei, gemacht hatte, äußerte Smith gegenüber seinem Dolmetscher seine Ungeduld, „get the hell out of here“. Auf David Hurns Bild blickt Ringo Starr von den Beatles verstohlen auf die bewundernde Menge vor dem Fenster seines Zugwaggons, in den er sich zu flüchten versucht. Khalik Allahs Bilder aus seiner Serie, die er an der Ecke 125th Street und Lexington, New York, gemacht hat, zielen darauf ab, das innere Licht der Menschen einzufangen, die er dort trifft, und gehen über die materiellen Bedingungen ihrer Obdachlosigkeit und Sucht hinaus.
Über Magnum Photos
Magnum Photos wurde 1947 in Paris als Künstler-Kooperative von den vier Pionieren der Fotografie gegründet: Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, George Rodger und David „Chim“ Seymour. Die legendäre Fotoagentur prägt bis heute die fotografische Praxis. Magnum-Fotografen teilen die Vision, Weltereignisse, Menschen, Orte und Kultur mit einer kraftvollen Erzählung zu dokumentieren, die sich über Konventionen hinwegsetzt, den Status quo erschüttert, Geschichte neu definiert und Leben verändert.