Deutsche und österreichische Fotokünstler zeigten 2021 ein halbes Jahr vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ihre Werke in Moskau, russische Fotografen in Wien. Heute leider undenkbar.
Den unten stehenden Artikel habe ich im Sommer 2021 veröffentlicht, also vor dem russischen Angriffskrieg auf die gesamte Ukraine am 24. Februar 2022. Hier findest Du eine Übersicht, welche Länder der Ukraine gegen die Aggressoren unterstützen und hier kannst auch Du den betroffenen Menschen in der Ukraine helfen.
Leica sah sich in einem Artikel vom „THE INSIDER“ übrigens dem Vorwurf ausgesetzt, dass trotz eines Exportstopps weiterhin Produkte für die zivile Nutzung nach Russland geliefert wurden. Vielmehr hat Leica Ende Februar 2022 das letzte Mal Waren an Partnerunternehmen nach Russland geliefert, wie das Unternehmen auf seiner Webseite richtigstellt.
Hier der Beitrag vom Sommer 2021
Die Werke einer Münchner Fotografin sowie zwei ihrer Kollegen aus Österreich sind in der Leica Galerie Moskau ausgestellt, und im Gegenzug sind die Bilder von vier russischen Fotografen in der Leica Galerie Wien zu sehen.
Wann: 25.06.2021–11.09. 2021
Wo: Leica Galerie Wien und Leica Store Moskau
Weitere Infos auf der Webseite von Leica
Düster anmutende Momentaufnahmen aus dem Alltag russischer Minenarbeiter stehen im Kontrast zu Landschafts-Fotografien der majestätischen Alpen unter einem schier endlosen Horizont. Knapp 1.700 Kilometer Luftlinie trennen Moskau von Wien, wo die beiden Bildserien aktuell in den örtlichen Leica Galerien ausgestellt sind.
„Gemein haben die so unterschiedlich wirkenden Fotos ein grundlegendes Motiv. Nicht das Handeln, sondern die Konsequenz daraus – der Effekt der Veränderung – steht im Mittelpunkt“,
erklärt Miriam Marzura, Galerie-Managerin der Leica Galerie Wien.
„In erster Linie geht es uns mit ‚East. Eyes. Effect.‘ und ‚West. Eyes. Effect.‘ aber darum, aufstrebenden Fotografen die Möglichkeit zu geben, ihre Werke auszustellen.“
Die Bilder aus dem russischen Untergrund stammen von Maxim Marmur. Als Nachrichtenfotograf war der gebürtige Usbeke zweimal für den Pulitzer-Preis nominiert. Für seine Bildserie „The Coal People“ besuchte er in ganz Russland über 20 Betriebe zur Gewinnung, Verarbeitung und zum Transport von Kohle.
Die Berg-Panoramen lichtete Carolin Unrath ab. Die in München ansässige freischaffende Fotografin bewegt sich vorwiegend in den Bereichen Lifestyle, Fashion, Sport und Reportage. Für ihre Serie „Untouched Nature“ befasste sich Unrath mit dem Reisen als Nährboden für Seele und Selbstbild, mit dem endlosen Horizont als Schablone, nach der es den eigenen Blick zu gestalten gilt.
„Es ist kein Geheimnis, dass die heutige Generation von Reisenden aus einem Urlaub mit mehr als nur einer Bräune zurückkehren möchte. Wir reisen mit einem Ziel vor Augen, welches oft mit persönlichem Wachstum und Entwicklung verbunden ist und von dem wir hoffen, dass es jeden Bronzeton überdauert“, so Unrath.
Der Westen in Moskau und der Osten in Wien
Manuel Ortlechner war früher in der Abwehr der österreichischen Nationalelf im Einsatz und ist dem Fußball nach seiner aktiven Zeit beruflich treu geblieben. Darüber hinaus ist der Wahlwiener ein leidenschaftlicher Fotograf. Seine Serie „Skateboarding is not a Crime“ entstand spontan in einem Park in Wien-Hietzing. Seine Porträts eines jungen Skaters sind nun neben den Fotografien von Carolin Unrath im Leica Store Moscow GUM, direkt am roten Platz zu sehen. Als dritter im Bunde ist dort der in Kärnten geboren Wahlwiener Sascha van der Werf im Rahmen der Ausstellung „West. Eyes. Effect.“ vertreten. Seine Bilder befassen sich mit Entschleunigung, aktivem Erleben und der Visualisierung von Erinnerung.
Zeitgleich werden Werke von vier russischen Fotografen in der Leica Galerie Wien – über dem Leica Store in der Walfischgasse – gezeigt. Wie die Gegenausstellung in Moskau besticht auch „East. Eyes. Effect.“ durch enorme Vielfalt. Neben den bereits gezeigten Fotografien der Serie „Coal People“ von Maxim Marmur sind Fotografien von Emil Gataullin, Andrey Gordasevich undViktor Berezkin ausgestellt.
Emil Gataullin dokumentierte mit seiner Kamera Dörfer im Norden Russlands, die langsam von der Erdoberfläche verschwinden. Sie scheinen weder der Vergangenheit entwachsen, noch in der Gegenwart angekommen zu sein. Mit seiner in Wien gezeigten Serie „Mezen: by Sky’s Edge“ erreichte er das Finale des Leica Oskar Barnack Awards 2020.
Andrey Gordasevich setzte sich mit der „Erinnerung an den Ort“ auseinander, sprich den im Lokalkorit gespeicherten Informationen, die das menschliche Gedächtnis beeinflussen. Dazu fotografierte er in der Kleinstadt Satka im Ural.
Viktor Berezkins Bilder entstanden auf der „Bakshevskaya Masleniza“, einem modernen Frühlingsfest, das nie am selben Ort, aber immer mitten im Nirgendwo verschneiter russischer Wälder stattfindet.
Der fotografische Austausch zwischen den Leica Galerien Wien und Moskau wurde bereits 2020 mit dem ersten Teil von „East. Eyes. Effect.“ und „West. Eyes. Effect.“ ins Leben gerufen. „Seit 25. Juni ist der zweite und vorerst letzte Teil der Ausstellungen zu sehen“, so Johannes Dietrich. „Auf eine Vernissage haben wir aufgrund der Corona-Lage verzichtet – die Finissage am 11. September haben wir aber eingeplant. Sie soll dem ambitionierten Projekt einen angemessenen Schlussakt bescheren.“
Mehr Infos auf der Webseite von Leica