Martin Parr blickt mit „The Last Resort“ in die britische Seele

Martin Parr(c) Martin Parr

Martin Parr dokumentiert mit seiner in den 1980ern entstandenen Bildserie „The Last Resort“ die Sommerfrische am Arbeiter-Küstenort New Brighton in Merseyside. Diese fotografische Sozialkritik der Thatcher-Ära machte ihn einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

In einem spannenden Mix aus Unvoreingenommenheit und Voyeurismus beobachtete Martin Parr die langsam verfallende Stadt New Brighton bei Liverpool sowie die Urlauber, die diese Stadt frequentierten. Um seine Perspektive darzustellen, entschied er sich, seine Bilder in Farbe aufzunehmen und die Motive frontal zu blitzen. Zu dieser Zeit war das in der dokumentarischen Fotografie etwas anderes, unerwartetes und einzigartiges.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Seit der Veröffentlichung von „Last Resort“ im Jahr 1986 hat sich Parr zu einer der einflussreichsten und wichtigsten Chronisten der britischen Fotografie entwickelt. Seit 1994 ist er Mitglied bei der Agentur Magnum Photos. Die Serie „The Last Resort“ wurde sehr erfolgreich und polarisierte. Das Buch brachte ihn viel Lob, aber auch Anfeindungen. Manche sahen in Parrs Bilder eine bittere Satire auf Großbritannien während der Thatcher-Ära.

Die 1980er Jahre in Großbritannien waren von wirtschaftlichen Umbrüchen, politischen Veränderungen und sozialen Spannungen geprägt. Die Regierung unter Margaret Thatcher verfolgte eine neoliberale Agenda, die zu tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft führte. Parr nutzte diese Zeit als Kulisse für sein Projekt, das sich auf das britische Badeleben konzentrierte.

Parrs unverwechselbarer Blick: Sozialdokumentarischer Kitsch?

Parrs Fotografien sind für ihre eigene visuelle Ästhetik bekannt. Er nutzt lebendige Farben und eine Point-and-Shoot-Technik. Das betont seinen scharfen, ironischen Blick, um die Eigenheiten des Alltags einzufangen. „The Last Resort“ hebt sich durch Parrs einzigartigen Stil hervor, der oft als „sozialdokumentarischer Kitsch“ beschrieben wird – eine Kombination aus scheinbar trivialen Momenten und kritischer Gesellschaftskommentare.

Einigen Kritikern schienen seine Fotografien grausam und kalt. Sie zeigen die Arbeiterklasse, die verzweifelt versuchten, ihr Urlaubsglück zu finden, umgeben in einer durch Konsumsucht selbstverursachten Umweltverschmutzung eines maroden Strandbades.

Martin Parr

Martin Parr The Last Resort ©Martin Parr

Martin Parr, seit 1994 Vollmitglied der Magnum Photographic Corporation, ist ein Chronist unserer Zeit. Neben vielen Projekten hat er die hier gezeigten Bilder im Buch „The Last Resort“ (Affiliate-Link) oder mit Signatur veröffentlicht. Die Bilder kann man zudem direkt bei Magnum kaufen.

Hier geht es zur Webseite von Martin Parr: www.martinparr.com

So fotografierte Martin Parr die Serie „The Last Resort“

Ursprünglich fotografierte Martin Parr ausschließlich in Schwarz-Weiß. Fotografien von Peter Mitchell und amerikanische Fotografen wie Joel Meyerowitz und William Eggleston inspirierten ihn dazu, ebenfalls Farbfotos zu erstellen. Für „The Last Resort“ nutzte Parr erstmals eine 6x7cm-Mittelformatkamera (Makina von Plaubel), während er zuvor eine 35-mm-Kleinbildkamera im Einsatz hatte. Zudem nutzte er ein Tageslicht-Blitz.mit dem er das Motiv frontal ausleuchtete. Seine Idee dahinter ist, dass er die Sprache der Werbefotografie auf die dokumentarische Fotografie übertragen wollte. Das Mittelformat ermöglichte ihm, Bilder mit viel schärferen Details aufzunehmen. Zudem war die Plaubel-Mittelformatkamera leichter und kompakter als die 35-mm-Kamera, die er anfangs verwendete. Dieses Interview mit Martin Parr auf der Seite von Canon.de beschreibt sehr gut seine Gedanken zur Fotografie.

Ich denke, das Gewöhnliche ist ein unzureichend ausgeschöpfter Aspekt in unserem Leben, weil es so vertraut ist. – Martin Parr

Entdecke weitere Zitate berühmter Fotografen 

Fazit zum Werk „The Last Resort“ von Martin Parr

„The Last Resort“ von Martin Parr bleibt ein bedeutendes Werk der zeitgenössischen Fotografie. Mit einem kritischen Blick auf die britische Gesellschaft der 1980er Jahre hat Parr eine visuelle Erzählung geschaffen, die nicht nur dokumentarisch, sondern auch künstlerisch anspruchsvoll ist. Das Buch fordert die Betrachter dazu auf, über die Oberfläche hinauszuschauen und die tiefgreifenden sozialen Veränderungen dieser Zeit zu reflektieren. Weitere Werke von Parr gibt es auf der Webseite Martin Parr Foundation oder im Shop von Magnum.

Schonungsloser und liebevoller Blick – einige Fotografien vorgestellt

Einen schonungslosen und zugleich subtil liebevollen Blick auf seine Landsleute bietet Martin Parr, der mit Vorliebe die Alltagskultur der Briten dokumentiert. Ich danke Martin Parr für seine Erlaubnis, diese Bilder hier zeigen zu dürfen.

Martin Parr 1

New Brighton. Von „The Last Resort“, 1983-85 © Martin Parr

Martin Parr 2

New Brighton. Von „The Last Resort“, 1983-85 ©Martin Parr

Martin Parr 3

New Brighton. Von „The Last Resort“, 1983-85 ©Martin Parr

Martin Parr 4

New Brighton. Von „The Last Resort“, 1983-85 ©Martin Parr

Martin Parr 5

New Brighton. Von „The Last Resort“, 1983-85 ©Martin Parr

Martin Parr

New Brighton. Von „The Last Resort“, 1983-85 ©Martin Parr

 

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
1 Kommentar
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments